Kaffeehausgespräche – Reinhild Buchmayer

Hallo Reinhild, für alle, die dich nicht kennen, stell dich doch bitte kurz vor.
Mein Name ist Reinhild Buchmayer geboren in Oberndorf bei Salzburg, arbeite ich als Opernsängerin, freischaffend und angestellt in Österreich und Deutschland. Angestellt bin ich im Moment am Landestheater Niederbayern Passau und als Klavier- und Gesangs-lehrerin an der Musikschule in Berchtesgaden.

Ich lebe in zwei Städten gleichzeitig. Unter der Woche lebe ich mit meinen 2 Katzen und meiner Mitbewohnerin in Passau und am Wochenende mit meinem Mann in Salzburg.

Frühaufsteher oder Morgenmuffel?
Mal so, mal so 😀

Kaffee oder Tee? 
Ganz klar, Tee. Ich liebe den Geruch von Kaffee und die Idee, aber leider vertrage ich ihn kaum.

Wie sieht die erste Stunde deines Tages aus? 
Das kommt ganz darauf an…
In meinem Beruf lernt man es flexibel zu bleiben. Das Planen stellt sich oft als Herausforderung dar und führt oft zu Missmut bei Familie, Freunden und so manchem Arzten, Physiotherapeuten und Banken. Drum plane ich sehr ungern und bin lieber spontan. Und so auch in meiner Tagesgestaltung. Ich höre stark auf meinen Körper und tu das was sich richtig anfühlt. Wenn ich Lust auf Frühstück habe, frühstücke ich, wenn nicht, lass ich es auch. Es gibt also keine tägliche Routine in dem Sinn. Allerdings, wenn es um die Fürsorge der Haustiere geht, gibts natürlich Routine. Tägliches Üben und Lernen gehört natürlich auch dazu, aber weniger in der ersten Stunde des Tages. Ausser man hat vergessen den Text zu lernen, dann steht man schon mal um 5:00 Uhr auf und lernt bis 10:00 Uhr.

Geboren in Salzburg, lebst du jetzt seit kurzem in der wunderschönen Dreiflüssestadt Passau
Verrätst du uns deine Lieblingsplätze?

Oh das ist schwer. Passau ist ein Schmuckstück und hat wundervolle Plätze und Ecken. Ich geniesse sehr gerne den Ausblick auf die Stadt von der Feste Oberhaus, auch die Innpromenade ist traumhaft zum Spazieren und Nachts kann man mich oft mit den beiden Katzen am Domplatz antreffen. 

Deine Bühne ist die Oper, war das schon immer dein Wunsch oder gab es einen Plan B?
Musik war von Anfang an mein Begleiter. Ohne Musik ist das Leben zwar denkbar aber sinnlos, lol. Nein, aber mit 4 Jahren habe ich begonnen Klavier zuspielen und mit 14 war ich dann Jungstudentin im Vorbereitungslehrgang der Universität Mozarteum Salzburg.

Ich wollte immer Pianistin werden, hab aber dann recht schnell gemerkt, dass das nicht der richtige Weg für mich ist. Ich hab als Kind auch in einem Chor gesungen, war Mitglied in Schauspielgruppen und hab eine Tanzausbildung als Kind genossen, alles neben der Schule. Als Teenager hatte ich auch noch den Traum vom Musicalsänger, aber die kompositorische Vielfalt der Oper war einfach grösser. Ich dachte von der Musik der Musicals würde ich schneller müde werden. Die Inszenierungen der Musicals hingegen finde ich immer noch grossartig!! Oper ist ein Gesamtkunstwerk aller Künste, der Ironman unter den Musiktheatern, wie ich finde. Ich bin mir nicht zu schade andere Berufe auszuüben, habe mich auch in etlichen anderen Berufen schon ausprobiert, wie z. B. Arthelferin, Sprechstundenhilfe, Schwimmtrainerin, Telefonistin usw…
Aber so einen richtigen Plan B gab es nie.

Räum doch mal mit den Vorurteilen auf „Musical ist was für die Jüngeren, Oper und Operette sehen/hören sich nur die Älteren an“ 🙂
Naja das ist gar nicht so einfach … Oper verliert natürlich oft den Beliebtheitswettbewerb bei Jüngeren und das ist meines Erachtens auch ok und durchaus nachvollziehbar. Obwohl ich viele Vorkenntnisse hatte und auch als Kind oft in der Oper war, hätte ich eine Musicalvorstellung einer Opernvorstellung vorgezogen. Oper ist für mich wie ein Ozean, selbst wenn man als Fisch darin schwimmt, tun sich immer wieder neue Ecken und Tiefen auf, auf die man so noch nicht gestossen ist, unheimlich, lehrreich, traurig, glorreich. Musical ist wie ein idyllischer Teich, wo man den Grund sehen kann und alles was in ihm lebt und man bekommt jedesmal ein gutes Gefühl, wenn man dort war. Euphorisch, reisserisch, spektakulär. Das sind so die Dinge, die für mich die beiden Musiktheater von einander trennen. Aber natürlich ist es auch der Gesangsstil, der Inszenierungsstil und die Themen, die in den Geschichten angesprochen werden. Das Musical ist viel näher angelehnt an unsere Popkultur, unter Einbringung aller technischen Hilfsmittel, die uns das 21ste Jahrhundert zur Verfügung stellt und Geschichten, die Viele im Kino schon bewundert haben. Das ist einfach zugänglich, verständlich und ein positiver Spiegel unserer Gesellschaft. Um Oper überhaupt geniessen zu können, muss man sich mit der Geschichte vorher auseinandersetzen. Alles ist in Originalsprache. Sprichst du nicht italienisch, liest du die Übertitel. Das Klangerlebnis ist ganz anders. Ohne Verstärkung, hörst die Nadel auf der Bühne fallen oder das Husten des Nachbarn in einer stillen Sekunde. Da fühlt man sich auch als Publikum schnell mal beobachtet. Manchmal gibt es akustische Diskrepanzen, wenn das Orchester zu laut ist und der Sänger zu leise. All diese Dinge gibt es im Musical nicht, ausser das Mikrofon fällt aus. Die Geschichten erzählen oft von vergangen Tagen (nicht weniger aktuellen Themen) aber doch so, dass manchmal ein Vorwissen z.B. über griechische Götter usw. vorausgesetzt wird. Inszenierungen sind meist langsamer und statischer im Vergleich zum Musical und es gibt häufig weniger Spektakel. (Drehbühnen, Flugmashinen, Pyrotechnik usw.) Darum denke ich, dass Oper etwas für Geniesser ist, für Wissenshungrige, schwelgerische und achtsame Menschen und vieles denke ich, kommt auch mit dem Alter. Mir ist es nur wichtig, dass man die jungen Leute immer wieder darauf aufmerksam macht, damit sie wenn sie vielleicht genug von Musicals haben, auch die Oper für sich entdecken. 

Wäre Musical oder TV für dich auch eine Option oder gab es sogar schon Projekte?
Ja, natürlich, ich mag Musical, ich mag TV. Kunst ist Kunst in meinen Augen. Daher hat alles seine Berechtigung. Ich möchte mich nie Verschliessen vor neuen Herausforderungen und dem Leben in all seinen Facetten. Es kann mich nur bereichern. Alles andere kann man bereuen.

Welche Musik hörst du, wenn du unterwegs bist?
Alles mögliche, wonach mir gerade ist. Wenn ich zu viel klassische Musik gehört habe brauche ich eine Abwechslung, dann hör ich schon mal Rap, hip hop, Rock, Pop, alles Mögliche. Ich finde es spannend, wie sich unsere Musik entwickelt. Ich bin ein Fan von … nimm alt, nimm mit und mach neu, wenn man versteht was ich meine.

Dein „song of your live“?
Show must go on, Queen

Zu welcher Zeit bist du am kreativsten?
Ganz unterschiedlich, aber generell würde ich sagen abends.

Wir führen das Interview in Zeiten von Corona. Wie schwer ist es für dich in diesen außergewöhnlichen Zeiten deinen Lebensunterhalt zu finanzieren?
Nicht einfach, gar nicht einfach und das obwohl ich angestellt bin. Meine laufenden Kosten bauen natürlich auch auf ein freischaffendes Einkommen das komplett ausgefallen ist und das war und ist sehr schwierig. Mein Mann, mit dem ich natürlich viele Kosten geteilt habe, lebt im Moment von den Künstlerhilfen in Österreich, die es im Moment gibt, da er ein rein freischaffender Künstler ist und seit eineinhalb Jahren gar nichts mehr verdient.

Bitte vervollständige die folgenden Sätze: 
Social Media ist für mich … Ablenkung, Zeitfresser,
Eine Chance, mein eigenes Publikum aufzubauen.
Mit diesen drei Worten würden mich meine Freunde beschreiben …
Da müsst ihr meine Freunde fragen. Meiner Mitbewohnerin habe ich diese Frage vorgelesen und sie würde Folgendes über mich sagen: Liebevoll, Durchgedreht, Begabt
Mein kleiner Beitrag zum Klimaschutz ist … Zu meinem Bedauern zu klein. Ich arbeite aber dran.
Wir trennen den Müll, wir versuchen Strom zu sparen und ich versuche meinen Plastikkonsum zu minimieren, auch meinen Fleischkonsum habe ich die letzten Jahre minimiert.

Was ist für dich Heimat?
Für mich ist Heimat ein Gefühl und hat sehr viel mit den Menschen zu tun, mit denen man sich umgibt, aber auch Orte an denen Erinnerungen weilen.

Auf was bist du besonders stolz? 
Besonders stolz? Ich empfinde es eher als Dankbarkeit, wenn mir Dinge gelingen, die ich mir in den Kopf gesetzt habe und bin oft schon stolz auf kleine Dinge, die ich im Alltag leiste. Vielleicht aber bin ich am meisten stolz, dass ich nicht aufgebe, dass ich zäh immer weitermache, dass ich mich von Hass und Kritik nicht einschüchtern lasse und wenn ich Fehler gemacht habe, aus diesen gelernt habe. Darauf bin ich glaube ich besonders stolz und hoffe dass ich es weiterhin sein darf.

Wie entspannst du am liebsten?
Mit meinen Freunden und Familie

Gibt es etwas, was du dir in letzter Zeit gegönnt hast?
Zeit mit meinem Mann 😘

Womit kann man dich kulinarisch glücklich machen?
Koche für mich und ich bin glücklich. Mit allem 😀

Was schiebst du immer wieder auf?
Die Steuererklärung und Bewerbungen

Welche Pläne hast du für die Zukunft? 
Ich möchte gerne immer weiter lernen, besser werden, in dem was ich tue und das Leben geniessen. Das sind meine Pläne für die Zukunft.

Welche Frage wird dir selten oder nie gestellt, die du aber gerne mal beantworten möchtest? 
Dazu fällt mir gar nichts ein.

1 reply »

Kommentar verfassen