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DerKulturBlog-Talk mit Katharina Bellena

Katharina Bellena - DerKultur.blog

Hallo Katharina für alle, die dich nicht kennen sollten, stell dich doch bitte kurz vor.
Hallo an alle, mein Name ist Katharina Bellena, ich bin Schauspielerin, Filmemacherin, Dozentin für Schauspiel.
Ich lebe mit meiner Familie in Berlin und an einem See in der Mittelmark, Brandenburg.

Foto: Jeanne Degraa

Frühaufsteher oder Morgenmuffel?
Ich stehe früh auf und gehe spät schlafen, ich koste jede Stunde aus.

Ein perfekter Tag startet mit …
einem köstlichen Kaffee, einem kleinen Frühstück und einem guten Drehbuch…

Katharina, wie bist du zur Schauspielerei gekommen?
Bereits in der Grundschule habe ich mich für das Tanzen, das Singen, für die Musik interessiert. Wir hatten so eine Kinderband und traten bei Schulveranstaltungen auf, das machte mir als Kind super viel Spaß. Später war ich in der Theater-AG. Es gab an meinem Gymnasium ein sehr aktives, ambitioniertes Ensemble, wir führten ein, zwei Stücke im Schuljahr auf. Die Lehrer waren toll, sie engagierten sich mit vollem Herzen, wir entwickelten eigene Projekte und konnten uns kreativ austoben.
Ich wohnte mit meinen Eltern und meiner Schwester in der Nähe vom Nationaltheater Mannheim und ich ging so oft ich konnte dorthin und schaute mir Stücke an. Ein Mal nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sprach eine
Schauspielerin nach einer Vorstellung an. Ich fragte sie, ob sie mir helfen könnte, Vorsprechrollen für die Aufnahmeprüfungen an Schauspielschulen zu erarbeiten. Ich war sehr naiv und hatte überhaupt keine Ahnung, wie ich das angehen soll, denn in meinem familiären Umfeld hatte niemand mit Theater und Film was zu tun, aber es
hat geklappt: bald durfte ich mit der verehrten Protagonistin auf der Probebühne des Nationaltheaters Mannheim meine ersten professionellen Schritte machen.

Gab es einen besonderen Moment, der dich dazu inspiriert hat?

Kurz vor dem Abitur wurde ich als festes Ensemblemitglied einer Off-Bühne in Mannheim engagiert.
Das hat mich enorm motiviert und bestätigt. Als ich zum ersten Mal mit echten Profis probte, fühlte ich mich so, als wäre ich nach einer langen Reise endlich nach Hause gekommen. Das war die ausschlaggebende Erfahrung, ich habe Kraft getankt und genug Mut aufgebracht, um an Schauspielschulen vorzusprechen.

Gab es einen Plan B?

Ich wollte schon immer Geschichten erzählen und damit Menschen erreichen. Als Kind erfand ich unzählige Geschichten für meine Schwester und meine Cousinen.
Oft schlüpfte ich in die Rolle einer Figur aus einem Kinderbuch und benahm mich den ganzen Tag so wie diese.
Für mich war klar, dass ich entweder Schauspielerin oder Schriftstellerin werden muss.

Welche Art von Rollen ziehst du persönlich vor? Gibt es eine bestimmte Art von Charakter, die dir besonders am Herzen liegt?
Ich liebe es, in fremde Charaktere und Rollen hineinzugehen wie in einen unbekannten Raum: sie zu erforschen, sie kennen zu lernen, mit ihnen zu verschmelzen. Mich interessieren die Risse, die Spuren, die offenen und verborgenen Abgründe einer Figur. Menschen sind vielschichtig und komplex – ich will als Schauspielerin Empathie und Neugier wecken und mit meiner Arbeit berühren, andere Menschen erreichen. Vielleicht kann sich dadurch sogar etwas in
der Welt verändern.


Seit Mitte März bist du als Doris in der High-End-Dramaserie „Helgoland 513“ auf Sky zu sehen.
Was hat dich an dieser Rolle gereizt?
Ich habe die Drehbücher in einem Rutsch gelesen, die Handlung hat mich sofort gepackt und die künstlerische Vision sehr inspiriert: nach einer globalen Apokalypse ist Helgoland zum letzten sicheren Hafen der Menschheit geworden, aber die Ressourcen sind knapp und nur 513 Bewohner dürfen auf der Insel leben. Für jedes neu geborene Kind muss eine andere Person „freiwillig“ sterben. Es gibt ein Social Ranking und jeder Mensch wird danach beurteilt, wie nützlich er für die Inselgemeinschaft ist. In dieser totalitären Gesellschaft herrscht ein großer sozialer Druck, die Angst davor, runtergestuft zu werden ist enorm. Doris kämpft tagtäglich um das Überleben ihrer kleinen Familie und will trotzdem ein anständiger Mensch bleiben – dieses Spannungsfeld hat mich sehr interessiert.

Wie bereitest du dich auf eine Rolle vor? Hast du bestimmte Rituale oderTechniken, die dir helfen,
in die Rolle einzutauchen?
Ich lese das Drehbuch sehr genau und versuche so viele Informationen über meine Figur herauszufinden, wie möglich. Dabei gehe ich wie eine Detektivin vor. Die Fakten sind sehr wichtig, um den Charakter zu verstehen, ihm näher zu kommen.
Warum verhält sich meine Figur so und nicht anders? Manchmal muss ich recherchieren, das ist immer ein toller, interessanter Prozess: für einen Film trainierte ich mal mehrere Monate Eiskunstlaufen, für einen anderen spielte ich Fußball in einem Verein. Das sind immer sehr schöne Reisen, weil ich Aspekte und Bereiche des Lebens kennen lerne, die mir nicht so vertraut sind. Ja, und wenn ich genug Material gesammelt habe, dann lasse ich los, dann kommt die Intuition ins Spiel. Wenn wir anfangen zu drehen, dann ist es so, als würde man mit einem Brennglas einen Augenblick vergrößern.

Gibt es ein Projekt, das für dich besonders prägend war? Wenn ja, warum?
Alle Theater- und Filmprojekte haben mich auf die eine oder andere Weise geprägt.

Welche Herausforderungen siehst du in der Schauspielerei und wie gehst du damit um?
Für die schauspielerische Arbeit sind unter anderem Durchlässigkeit, wache intellektuelle Energie, natürliche Präsenz, authentische Strahlkraft, Sensibilität, Kraft, Risikobereitschaft, Spontaneität, eigene künstlerische Ausrichtung sehr wichtig. Der Umgang mit Anforderungen der Branche erfordert wiederum eine große Ausdauer,
professionelle Distanz und Geduld, denn Schauspielende sind im Hinblick auf Besetzung auf die Entscheidungen anderer Gewerke angewiesen. Diese vielen Aspekte unter einen Hut zu bringen ist nicht einfach. Manchmal entstehen Widersprüche, das ist manchmal ein krasser Spagat. Ich schöpfe meine Kraft aus der Natur, aus den wertvollen Begegnungen mit tollen Menschen, ich lasse mich von Kunst, von Literatur inspirieren.

Welchen Rat würdest du angehenden Schauspielern geben, die gerade ihre Karriere starten?
Ich arbeite immer wieder mit angehenden SchauspielerInnen und versuche ihnen ein gutes, fundiertes Handwerk weiter zu geben. Abgesehen davon braucht es Leidenschaft, Selbstvertrauen und Glück.

#privat
Zu welcher Uhrzeit bist du am kreativsten?
Ich liebe die sehr frühen Stunden, wenn die Welt noch nicht wach ist…aber auch die Abende…
Dein „song of my life“
P.J.Harvey: „Good fortune“
Beschreibe dich in 3 #hashtags
#artist #love #funny

Wie schaut dein Fernsehverhalten in Zeiten von linearem TV, Mediatheken, Streamingdiensten wie Netflix und YouTube aus?
Am liebsten schaue ich Filme im Kino an, das ist einfach magisch, wenn viele Leute zusammen ein Erlebnis teilen.
Ich streame gern Neuerscheinungen, schaue gern Serien, interessiere mich dafür, wer was macht.

Ergänze folgende Sätze:
Social Media ist für mich
… eine Autobahn
Mein kleiner Beitrag zum Klimaschutz ist … möglichst nicht fliegen, Rad und Bahn fahren, Carsharing, bewusste Ernährung, sanfter Tourismus, fair und regional einkaufen
Besonders stolz bin ich auf …meine Familie
Schwach werde ich bei …leckeren veganen Törtchen

Gibt es etwas was du so gar nicht kannst?
Quantenphysik, Häkeln, Chinesisch

Was hast du dir in letzter Zeit gegönnt?
Einen Wanderritt an der Ostsee

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