Für alle, die dich noch nicht aus Funk/ Fernsehen oder den Theaterbühnen kennen, stell dich doch bitte kurz vor.
Ich bin ein Nordlicht, eine echte Hamburger Deern. Ich bin in Wedel Schulau, ganz in der Nähe vom Willkommhöft aufgewachsen. Das ist der Ort an der Elbe, wo die in den Hamburger Hafen ein- und auslaufenden Schiffe mit der Hymne des jeweiligen Landes begrüßt werden. Das war der Grundstein meiner musikalischen Früherziehung.
Als Kind habe ich mir am liebsten fantastische Geschichten ausgedacht. (Die ich dann aufgeschrieben und nachgespielt habe) Außerdem habe ich laut und ausdauernd auf der Schaukel in unserem Garten gesungen.
Nach dem Abi war ich in Hamburg auf der Schauspielschule und danach in Wien am Max-Reinhardt-Seminar. Wieder zurück in Hamburg, erhielt ich ein Stipendium für die damalige StellaR1Academy, aus der später die Joop-Van-Den-Ende-Academy hervorging.
Es folgten Engagements an diversen Hamburger Bühnen, sowie zahlreiche Rollen in verschiedenen Musicals und Compilationshows. Ich war die Frontsängerin der Gruppe „Speelwark“, habe zusammen mit Espen Nowacki und Alexander Kerbst das musikalische Kabarett „Swinging Ludwig“ ins Leben gerufen, sowie das Comedy-Duo „Kerbst und Kock“. Ich habe einen Unterhaltungsroman geschrieben („Single sucht Cover“, eine Persiflage auf das Showbiz) und zusammen mit Alexander Kerbst das Buch zu „Falco – Das Musical“, mit dem wir 2020 zum vierten Mal auf Tournee gehen.
Frühaufsteher oder Morgenmuffel?
Ich bin eine kreative Nachteule. Wenn es dunkel ist und ruhig, habe ich immer die besten Einfälle, die ich dann unbedingt aufschreiben muss. Da kann es dann durchaus vorkommen, dass ich erst bei Sonnenaufgang einschlafe. Insofern könnte man sagen, ich bin ein gelegentlicher Mittagsmuffel.

Kaffee oder Tee?
Kaffee, was ist das? Ich muss gestehen, ich habe noch nie in meinem Leben Kaffee getrunken. Keine einzige Tasse. Als Kind hab ich mal kurz dran genippt, und das wars dann auch schon. Kaffee erfreut sich in meiner Familie großer Beliebtheit, aber meine Leidenschaft ist Tee. Am liebsten Gewürztee. Weil der so intensiv schmeckt. Ich kann den ganzen Tag Tee trinken. Wenn alle anderen Getränke verboten wäre, ich hätte damit kein Problem. Ich brauche auch keinen Alkohol. Ich kann auf einer Party sein, den ganzen Abend Tee trinken und bin trotzdem gut drauf.
Wie sieht die erste Stunde deines Tages aus?
Wenn ich nicht im Theater probe oder auf Reisen bin, lese ich, schreibe an eigenen Texten und mache mir eine leckere Frühstücksbowl, am liebsten mit vielen Beeren, Granatapfel, Chiasamen, Kakaonibs, Mandeln und Quark, das liebe ich! Ach ja, und ich trinke einen Tee:-) Morgens zum Wachwerden am liebsten einen grünen. Manchmal mache ich mir auch einen Matcha Latte. Das ist mein zweitliebstes Getränk. Matcha Latte habe ich in Stuttgart immer getrunken, wo ich bis vor kurzem im Musical „Die Päpstin“ auf der Bühne stand. Jetzt bin ich süchtig danach.
Zuletzt warst du mit großem Erfolg in Stuttgart bei „Die Päpstin – Das Musical“ auf der Bühne. Was reizte dich an dieser Rolle?
Dass ich einem Stück zwei ganz unterschiedliche Frauen spielen darf! Das finde ich großartig! Ich liebe es, mich zu verwandeln! Im ersten Teil bin ich die Mutter der kleinen Johanna, im zweiten Teil Marioza, eine intrigante Kurtisane in Rom.
Die zwei Figuren könnten unterschiedlicher kaum sein. Johannas Mutter Gudrun ist eine liebevolle, starke und kluge Frau. Sie weiht das Mädchen in die Bräuche der heidnischen Götter ein und vermittelt ihr so spirituelle Weisheit. Ihr größter Wunsch ist, dass ihre Tochter irgendwann ein selbstbestimmtes freies Leben führen kann. Während Gudruns Motive von Liebe geleitet sind, sind die der Kurtisane Marioza von Gier und dem Streben nach Macht bestimmt. „Eine Hand wäscht die andere“ ist ihr Lebensmotto. Um ihre gesellschaftliche Machtposition zu stärken, ist Marioza jedes Mittel recht. Ihre weiblichen Reize nutzt sie geschickt, um ihre Pläne – notfalls auch gewaltsam – durchzusetzen. Aber natürlich hat auch Marioza eine gewisse Aura. Allerdings keine spirituelle, sondern eine sexuelle.
In gewisser Weise sind Gudrun und Marioza die zwei entgegengesetzten Pole der Weiblichkeit. Hier die Mutter, dort die Verführerin. Dieser Kontrast ist spannend, das gefällt mir. Außerdem haben beide Figuren fantastische Lieder. Ich liebe die „Boten der Nacht“ und „Die Cäsarin von Rom“. Die Musik von Dennis Martin ist einfach großartig!
Für was schlägt dein Herz höher? Für TV oder Live auf der Bühne?
Ich mag den Kontakt zum Publikum sehr. Dieses Unmittelbare, Spontane, Unberechenbare. Das ist Magie. Das ist ein ganz besonderer Kick. Denn jeder Abend, jede Vorführung ist ja anders. Man weiß vorher nie, was passiert. Ich mag es, wenn die Luft flirrt vor Energie. Dieser Austausch zwischen der Bühne und dem Publikum, das ist großartig! Wobei ich zugeben muss, dass ich nicht unbedingt ein Premieren-Mensch bin. Die sind mir fast ein bisschen zu aufregend. Dafür bin ich ein leidenschaftlicher Wiederholungstäter. Ich liebe es, ein Stück oft zu spielen. Je öfter und länger ich in eine Rolle schlüpfe, desto freier werde ich in meinem Spiel. Ich kann immer wieder neue Facetten entdecken, neue Nuancen. Es reizt mich, an Rollen zu feilen, sie auszuloten und ihnen immer mehr Leben einzuhauchen. Als Schauspieler ist man ja nie fertig mit der Gestaltung. Da ist man wie ein Forscher. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken! Dass ich mich nach vierzig Vorstellungen plötzlich anfange zu langweilen, das könnte mir nie passieren:-)
Auch das Festspielhaus Füssen ist dein zu Hause. Erzähl doch mal den Lesern, was das Flair dieses Festspielhauses ausmacht und warum man diese Bühne auf jeden Fall erhalten sollte.
Das Festspielhaus Füssen ist in vielfacher Hinsicht ein ganz besonderer Ort für mich. Ich verdanke diesem Haus so unendlich viel. Hier hat so vieles begonnen, was mich bis heute trägt und begleitet. Persönliche Beziehungen, Engagements und richtig gute Freundschaften. Ich habe hier so viele wertvolle Erfahrungen sammeln, mich kreativ ausprobieren dürfen und eine unglaublich glückliche und intensive Zeit verbracht. Ich bin froh und dankbar, Teil der großen und wunderbaren Ludwig-Familie zu sein, die es dank des Wagemuts von Benjamin Sahler und Manfred Rietzler seit 2016 nun wieder gibt.
Das Ludwig-Musical von Rolf Rettberg, Konstantin Wecker, Nic Raine und Christopher Franke ist ja untrennbar mit der Geschichte des Festspielhauses verbunden. Diese Spielstätte ist natürlich wie prädestiniert für dieses fantastische Stück. Wenn sich der Vorhang nach dem Schlussapplaus senkt und die Zuschauer aus dem Saal ins Foyer strömen und auf den See hinausblicken, sehen sie das erleuchtete Märchenschloss Ludwigs des Zweiten. Dann treffen sich für einen Moment Fantasie und Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart. Und die Geschichte geht weiter. Das ist doch unglaublich poetisch! Und in der Theaterlandschaft absolut einmalig. Ich glaube, dieses Zusammentreffen von Kunst und Realität ist es, was die Zuschauer letztendlich so unglaublich tief berührt. Und nicht nur die Zuschauer, auch uns Darsteller auf der Bühne! Ich kann nur hoffen, dass dieses wunderbare Haus auch in Zukunft als Kulturstätte erhalten bleibt. Seit kurzem gibt es übrigens den Förderverein für das Festspielhaus Füssen. Ich kann nur an alle Theater- und Musikliebhaber appellieren: Werdet Mitglied und helft, dieses wunderbare Haus mit seinen vielfältigen Veranstaltungsmöglichkeiten für die Region zu erhalten! Danke!
Gibt es eine Rolle die du unbedingt mal übernehmen möchtest?
Früher wollte ich unbedingt die Sally Bowles in „Cabaret“ spielen. Tatsächlich wurde mir die Rolle als 21jährige vom Schmidts Tivoli in Hamburg angeboten. Aber damals fühlte ich mich dafür noch nicht reif. Ich bin lieber erstmal nach Wien zur Schauspielschule gegangen. Inzwischen bin ich für die Sally wahrscheinlich schon zu alt. Obwohl – man soll ja niemals nie sagen. In gewisser Weise fühle ich mich alterslos. Aber, von der Sally mal abgesehen, gibt es ja so viele tolle Rollen! Ich schmiede diesbezüglich aber keine Pläne, viel lieber lass ich mich vom Leben überraschen, was da noch kommt.
Ist Social Media für dich eher Fluch oder Segen?
Oh, beides. Aber ich glaube, das geht doch den meisten von uns so. Es gibt Tage, da finde ich Facebook, Instagram und Co. einfach nur anstrengend und nervig. Und dann gibt es Tage, da liebe ich es! Social Media bietet so viele Möglichkeiten, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, schnell und unkompliziert zu kommunizieren, Interessen zu teilen und Informationen auszutauschen. Es kann inspirierend sein, spannend und anregend. Wenn es nicht zur Gewohnheit verkommt. Oder zu einer zwanghaften Besessenheit. Wie mit allen guten Dingen, sollte man es auch mit Social Media nicht übertreiben. Dann verliert es schnell seinen Reiz. Oder es verkommt zu einer Sucht. Ich sag immer: Social Media sollte dazu dienen, menschliche Kontakte zu vertiefen, aber doch nicht sie zu ersetzen.
Ich muss zugeben, dass ich Instagram besonders mag. Früher habe ich Fotoalben gebastelt, richtige Collagen waren das. Instagram ist für mich die futuristische Fortsetzung dieser Leidenschaft. Nur dass es viel praktischer ist. Man muss nichts ausschneiden und aufkleben. Man hat anschließend keine klebrigen Finger. Und muss auch keine schweren Fotoalben mit sich herumschleppen. Das ist doch ein echter Fortschritt.
Auf was bist du besonders stolz?
Nun, Stolz ist ein gefährliches Wort. Es impliziert: Seht her, was ich alles Tolles gemacht habe, was ich Tolles bin. Wenn man zu stolz ist, besteht die Gefahr, dass man gar nichts mehr macht und sich auf seinen vermeintlich großen Taten ausruht. Dass man kreativ und geistig einschläft, quasi in Rente geht. Und das geht für mich nun gar nicht. Ganz im Gegenteil. Ich habe zu viele Ideen, ich komm oft gar nicht hinterher, die alle umzusetzen. Aber ich bin wahnsinnig dankbar dafür, einen kreativen Beruf ausüben zu dürfen. Ich empfinde das als Privileg, als Geschenk. Stolz bin ich nicht, aber sehr sehr dankbar. Okay, vielleicht bin ich ein kleines bisschen stolz darauf, einen Roman geschrieben zu haben und auf einer tollen Schauspielschule gewesen zu sein. Das war’s aber auch schon. Und jetzt weiter:-)
Gibt es etwas, was du dir in letzter Zeit gegönnt hast?
Ich versuche, mir jeden Tag etwas zu gönnen. Das sind manchmal nur Kleinigkeiten. Ein Stück leckere Schokolade essen, in der Sonne spazierengehen, ein gutes Buch lesen, weiter am neuen Buch schreiben, Freunde treffen, Klavier spielen und und und. Wenn ich so darüber nachdenke, gönne ich mir eigentlich immer etwas. Ich glaube, sich etwas gönnen heißt, jeden Moment zu etwas Besonderem zu machen, in jedem Moment das Besondere zu entdecken und das auch zu genießen. Das muss nicht immer was Großes, Spektakuläres sein, nein. Sich etwas zu gönnen ist eine gewisse Großzügigkeit der eigenen Person gegenüber. Eine Lebenseinstellung. Ganz einfach.

Wie entspannst du?
Beim Lesen (ich lese ständig, ich bin eine echte Leseratte!), bei einem Spaziergang in der Natur, beim Kochen (und Essen:-), beim Power-Yoga, oder nein, eher danach, beim Shavasana (die Schlussentspannung, auch Totenhaltung genannt). Und – ja, ich gestehe es – bei Serien von Netflix …
Was schiebst du immer wieder gerne auf?
Ich versuche, möglichst wenig aufzuschieben. Wenn ich mich dabei ertappe, dass ich Dinge aufschiebe, will ich sie am liebsten sofort in die Tat umsetzen. Denn ich weiß genau: Wenn ich Dinge zu lange aufschiebe, werde ich unglücklich. Weil ich dann nur noch daran denke, was ich gerade aufschiebe. Das, was man aufschiebt, ist ja meistens etwas, wovor man Angst hat. Wenn man aber immer nur aufschiebt, wird die Angst ja immer größer. Früher habe ich Arztbesuche aufgeschoben. Darin war ich richtig gut. Als ich dann doch einmal zum Ohrenarzt musste, bin ich vor lauter Angst schon auf der Schwelle ohnmächtig geworden. Das war mir eine Lehre. Seitdem hat sich mein Verhältnis zu Ärzten deutlich entspannt. Und ich habe viel weniger Angst vor ihnen. Was auch der Gesundheit zuträglich ist.
Welche Pläne hast du für die Zukunft?
Da halte ich es ganz mit John Lennon: „Leben ist das, was passiert, während du fleißig dabei bist, andere Pläne zu machen.“ Ich glaube, wir können immer nur bereit sein. Bestenfalls können wir die Chance des Augenblicks erkennen und nutzen. Was dann geschieht, liegt nicht mehr in unserer Hand. Das ist dann ein Zusammenspiel ganz vieler Faktoren, bei dem Glück eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Früher wollte ich oft mit dem Kopf durch die Wand. Anstatt mal nachzusehen, ob die Tür nicht vielleicht doch offensteht. Oder es ein Fenster gibt, durch das man hinein- (oder hinaus-) klettern kann. Also, nein, eher keine Pläne. Aber Wünsche! Ich wünsche mir, weiterhin viele verschiedene spannende Charaktere auf der Bühne zum Leben zu erwecken, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die leidenschaftlich und kreativ sind und respekt- und liebevoll miteinander umgehen. Das finde ich immens wichtig. Ich bin lieber an einem kleineren Haus mit netten Menschen, als an einem großen, wo sich die Leute gegenseitig den Ellbogen in die Flanken rammen. Außerdem möchte ich weiterhin Bücher schreiben und irgendwann auf musikalische Lesereise gehen, allein, aber auch gerne mit lieben Kollegen!

Welche Frage wird dir selten oder nie gestellt, die du aber gerne mal beantworten möchtest?
Liebe Frau Kock, hätten Sie zufällig Lust, das Drehbuch für unseren neuen Kinofilm zu schreiben? Und eine kleine Rolle darin zu übernehmen? Yes!!!:-)
Vielen Dank für das Interview
Fotocredit: Margaretha Olschewski
Categories: Allgemein
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