Kaffeehausgespräche – Carolin Karnuth

Fotocredit: Oliver Betke

Hallo Carolin, stell dich doch bitte mal kurz vor.
Hallo in die Runde, ich bin Carolin Karnuth, Schauspielerin, Sängerin, Songwriterin und Synchronsprecherin,
zudem gebürtige Kölnerin mit iranisch-serbischen Wurzeln und ich lebe in Berlin.

Frühaufsteher oder Morgenmuffel?
Also wenn ich darf und ich nicht früh raus muss, bleib ich schon ganz gern gemütlich liegen. 😉
Ich habe aber auch kein Problem damit früh aufzustehen wenn es sein muss und der Zug wartet oder ein früher Dreh ansteht, da bin ich sehr diszipliniert.
Generell geh ich den Tag gern entspannt und mit viel Vorlauf an.

Kaffee oder Tee?
Ich bin eine Tee-Närrin und habe sehr viele, wirklich seeehr viele Teesorten zuhause.
In letzter Zeit quetsche ich mir manchmal auch einfach eine Zitrone ins heiße Wasser und schnippel etwas Ingwer dazu.
Ich habe keine Kaffeemaschine zuhause, aber genieße auswärts auch gern einen leckeren Cappuccino mit Hafermilch oder einen frisch aufgebrühten Kaffee.

Wie sieht die erste Stunde deines Tages aus?
Hm, das kommt immer drauf an, was ansteht. Nach der üblichen Badroutine mach ich mir gern einen grünen Smoothie
oder eine heiße Zitrone und dann wird ausgiebig gefrühstückt.
Falls an dem Tag ein Konzert ansteht, wärme ich die Stimme auf und gehe das Programm nochmal in Ruhe durch.
Ansonsten beantworte ich Mails, haue schonmal Akquise-Mails oder vormittags auch Akquise-Anrufe raus.

Welche Musik hörst du wenn du unterwegs bist?
Oh, das kommt ganz auf meine Stimmung an.
Das kann schon mal Aretha Franklin sein, oder eine meiner absoluten Lieblingssängerinnen, Tina Turner, wenn ich gut gelaunt bin oder grad Motivation und Power brauche.
Ansonsten gerne Amanda Palmer, Amy Winehouse, aber eigentlich höre ich viel querbeet, Pop, Rock, Klassik, Hip Hop, Soul,
R´n´B, 80er, Blues, Folk, Elektro, Chansons…
wenn mir nach Ruhe und Gelassenheit ist, höre ich morgens auch gern die Cello Suite No. 1 in G Major von Bach.
Phasenweise habe ich in meinem Erstengagement am Theater Paderborn nach den Proben abends gern Billie Holiday gehört,
das hat mich immer sehr entspannt. Oder auch Stan Getz.
Oh je, also über Musik könnte ich stundenlang schreiben, das nur mal als kleiner Einblick.

Hast du einen Lieblingsplatz zum Chillen?
Ich chille gern einfach zuhause und gucke einen Film oder eine Serie, höre Musik oder lese.
Ansonsten kann ich auch gut in in meiner Heimatstadt Köln bei meiner Familie oder meinen Kölner Freunden und Freundinnen entspannen. Ich gehe unglaublich gern in die Mayersche am Neumarkt in Köln und sitze da einfach mit einem Cappuccino im hauseigenen Café, umgeben von Büchern, das finde ich traumhaft.
All diese Geschichten und Gedanken die ich noch nicht kenne, all die großen Theaterwerke, alles unter einem Dach.
Und Koffein. Herrlich.
Ich bin generell gerne in süßen Cafés oder auch am Wasser, da gibt es natürlich auch in meiner Wahlheimat Berlin schöne Orte und auch tolle Freunde.

Du bist ja sehr vielseitig aufgestellt, Sängerin, Songwriterin, über Musical bis zu TV bist du beruflich unterwegs. Für was schlägt dein Herz mehr, für TV oder Bühne?
Ja, ich liebe wirklich die Vielseitigkeit, auch wenn ich manchmal dazu tendiere zuviel auf einmal machen zu wollen.
Angefangen hat alles mit meinem Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin, danach ging es erstmal fest an das Theater Paderborn. Dort sind auch meine drei Soloprogramme, ein Chansonprogramm und zwei Programme mit eigenen deutschen Songs entstanden. Nach Paderborn war ich dann als freiberufliche Schauspielerin und Sängerin an mehreren Häusern als Gast unterwegs und habe das auch sehr genossen meine „Hauptzentrale“ in Berlin zu haben und als Gastschauspielerin verschiedene Städte und verschiedenste Theatergenres kennenlernen zu dürfen.
Von Musical als böse Stiefmutter in „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ bis Volkstheater am Millowitsch Theater in Köln und Klassiker in Wilhelmshaven, das war alles sehr spannend.
Ihr seht, die Liebe zur Bühne ist da, das ist einfach mein Ding und wird wohl immer meine große Liebe bleiben.
Dazu kam dann die Musik, selbst Lieder schreiben, Synchronsprechen, Drehs und hier und da Stand Up Comedy…also langweilig wird mir nicht. 😉
Eine weitere große Liebe ist aber definitiv auch Film und Fernsehen.
TV und Film macht mir total Spaß, es ist natürlich ein anderes Arbeiten und im Anfragenprozess auch kurzfristiger als Theater. Ich genieße Drehtage sehr und mag die Arbeit vor der Kamera total, ich möchte weder Bühne noch Film missen und habe Lust auf noch mehr Drehtage. Hinterher hat man dann auch was für die Ewigkeit sozusagen, das finde ich jedes Mal sehr schön. Filme schauen und drehen sind für mich also auch Leidenschaften… und somit kommt alles wieder auf meine vielgeliebte Vielseitigkeit zurück, einen Mix der Künste zu leben, das ist für mich Luxus und Freude.
Allerdings hat der Tag auch nur 24 Stunden muss ich dann ab und an feststellen. 😉

Gibt es eine Lieblingsrolle im TV oder am Theater, die du gerne mal spielen würdest?
Wo fang ich da nur an. Also: Ich bin ein großer Shakespeare Fan und würde sehr gerne irgendwann Lady Macbeth spielen.
An der Schauspielschule war ich schon früh von Medea fasziniert. Ich mag diese starken, gestandenen Frauen, die wissen was sie wollen und leidenschaftlich brennen oder auch vermeintlich eiskalt mit einer gewissen Härte ihre Pläne durchsetzen.
Ach es gibt so viele tolle Theaterrollen, ich liebe auch Shakespeares Sommernachtstraum und mochte da die Rolle der Helena sehr. Ich spiele aber ebenso gern zeitgenössische Stücke, zuletzt habe ich in „The Who and the What“ von Ayad Akhtar die Mahwish gespielt, da finde ich alle Rollen spannend, auch die Zarina würde mich da reizen.
Ich bin auch ein großer Komödienfan.
Als Jugendliche hatte ich filmmäßig viele große Filmhelden wie Mike Leigh, Baz Luhrmann und ich liebte „Dancer in the Dark“ von Lars von Trier. Mittlerweile gibt es unzählige internationale und nationale Filmregisseure*innen die ich schätze und ebenso viele Film- und Fernsehrollen die ich spielen möchte, da bin ich wirklich sehr offen und an Vielseitigkeit interessiert.
Zuletzt spielte ich eine komödiantische Rolle in einem Kinofilm mit einer wunderbaren Regisseurin, das hat mir einen Riesenspaß gemacht! Komische Rollen die was Schräges haben machen mir Freude und liegen meist „gut auf mir drauf“,
alles wo gutes Comedy-Timing gefragt ist, macht mir Laune.
Aber ich hätte auch mal Lust auf die toughe Geschäftsfrau, auf Herzkino, Teil eines Ensembles in einer Serie zu sein
oder einen Kostümfilm. Auf eine englisch-deutsche, irisch-deutsche Koproduktion hätte ich schon seit Jahren Lust –
ich bin ein Fan von vielen Insel-Serien. 😉

Wie schwer ist es an Rollen zu kommen?
Tja, ich weiß gar nicht ob ich das so generell beantworten kann.
Neben Arbeit an sich selbst, Disziplin, Ausdauer und Eigenmotivation, die man immer wieder mitbringen muss,
gehören auch Kontakte und Glück dazu, am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein oder einfach nur vom optischen Typ her gerade auf eine Rolle „draufzupassen“.
Es gibt so viele tolle Schauspieler*innen die nicht bekannt sind, aber das Angebot ist halt sehr groß und dementsprechend auch die Konkurrenz. Bei Film/Fernsehen gibt es oft auch viele Entscheider*innen, was die Besetzung angeht. Da geht es auch darum wie viel Dreherfahrung jemand hat, ob man schon einen Namen hat, zeitlich verfügbar ist etc.

Es gehören auch viele private Faktoren dazu wenn es darum geht „an eine Rolle zu kommen“. Mit welchen Rahmenbedingungen man den Beruf leben will und kann zum Beispiel, wie flexibel man ist und sein will. Das kann sich je nach Lebensphase auch ändern. Ob man Lust hat, mal hier, mal da engagiert zu sein und zu wohnen, oder ob die Sehnsucht in einer Stadt anzukommen
und auch ein Privatleben zu haben, größer wird.

Fotocredit: Oliver Betke

Wie bist du zu dem gekommen, was du heute machst?
Es fing alles mit einer Musical-AG in der achten Klasse an. Oder war es in der sechsten Klasse? Ich weiß es schon nicht mehr.
Jedenfalls spielten wir damals mehrere Playback-Musicals, erst Starlight Express, dann Cats. Diese Aufregung, dieses Adrenalin, diese Ausdrucksmöglichkeiten! Ich wusste damals schon, dass ich das den Rest meines Lebens machen will. Teil einer Geschichte sein, berühren, eine Geschichte erzählen und eine Figur lebendig machen und verteidigen. Mit 17 machte ich bei einem Schauspielworkshop in Köln mit und hatte ein Gefühl von Nach Hause kommen und Familie finden. Schauspiel hatte für mich etwas Magisches.
Später war ich dann in Köln in einer Jugendtheatergruppe, bei der ich viel gelernt habe. Der damalige Schauspiellehrer und Regisseur der Truppe bereitete mich auf die Vorsprechen an Schauspielschulen vor und glaubte an mich. Das hat viel in mir bewirkt. Nicht nur die Arbeit mit ihm, sondern dass da ein erfahrener Schauspieler und Regisseur an mich glaubte und ich dadurch anfing an mich selbst zu glauben. Das hört sich so kitschig und vielleicht abgedroschen an, aber das und so manche Weisheit von ihm, das habe ich mir bewahrt und das hat mich weitergebracht.

Welchen Beruf haben sich deine Eltern für dich gewünscht?
Gute Frage. Keine Ahnung! Das müsste ich sie mal fragen. Vielleicht etwas weniger Exotisches, dafür Sichereres.
Aber einen ganz konkreten Berufswunsch für mich haben sie nie formuliert.

Es gibt auch ein Album von dir mit dem Titel „Herzchaos“. Wie bist du zu diesem Projekt gekommen und was erwartet den Hörer dieses Albums?

Fotocredit: Oliver Betke

„Herzchaos“ ist auch der Titel meines zweiten Soloprogramms. Ich arbeite seit Jahren mit meinem Paderborner Pianisten und Co-Komponisten Eckhard Wiemann zusammen, der mich auch zum Lieder schreiben ermutigt hatte. Irgendwann hatten wir sehr viele Lieder zusammen, die wir normalerweise nur mit „Stimme und Klavier“ performten, die aber durchaus Bandbegleitung vertragen.
2017 habe ich dann zusammen mit Eckhard Wiemann, weiteren großartigen Studiomusikern und einem grandiosen Aufnahmeleiter in Eigenregie mein Debütalbum „Herzchaos“ aufgenommen. Damit ging für mich ein Traum in Erfüllung.
Die Lieder würde ich jetzt mal als deutschsprachigen ChansonPop beschreiben, wobei wir uns bei dem Album die Freiheit genommen haben, jedem Lied sein Genre zu geben, von daher klingt es manchmal auch bluesig, soulig, dann wieder poppig…
Im Fokus stehen bei mir die Texte, die auch alles zusammenhalten – mal witzig, mal melancholisch, mal ein wenig boshaft lasse ich mit viel Selbstironie und trockenem Humor Eigenes und Beobachtetes in meine Lieder einfließen. Chansoneske, leicht kabarettistische Texte in poppig-jazzigen Melodien wechseln sich ab mit angerockten Rotznummern und asiatischer Folklore – Herzchaos eben, im Stil vielleicht ab und an Richtung Ina Müller. So würd ich es mal beschreiben. 😉

Auf dem Album gibt es den Titel „Entscheiden“. Bist du selber entscheidungsfreudig und bist du eher ein Kopf- oder Bauchmensch?
Oh je, also wenn das jetzt Freunde von mir lesen…es ist schon ein richtiger Running Gag, wie schwer ich mir mit Entscheidungen tue. Daher ist auch dieses Lied entstanden, weil ich mich darin über diese Schwäche von mir lustig mache.
Ich versuche Kopf und Bauch so gut es geht zu kombinieren und gehe dann nach der stärkeren Tendenz. Es ist auch schon besser geworden, aber manchmal kann ich mich noch ewig an Entscheidungen abarbeiten.

Kannst du uns was über dein Soloprogramm “Endstation: Liebe!“ erzählen?
„Endstation: Liebe!“ ist ein Mix meiner drei Soloprogramme, gewürzt mit ein paar schmissigen Titeln aus meiner Bluesband in der ich singe. In der Bluesband covern wir Blues, Soul, Pop, Rock`n Roll, 80er Titel, alles sehr tanzbar.
Nun, das Programm beinhaltet aber auch Chansons aus meinem Chansonabend, z.B. Jacques Brel, dann wieder einen Benjamin Britten oder Christiane Weber. Es sind aber vor allem meine eigenen Songs vertreten.
Alles zum Thema Liebe und alles mal wieder schön vielseitig durch gemixt, auch in den Genres, so mag ich es am liebsten.

Glaubst du, dass TV für die jüngere Generation in Zeiten von Internet und Netflix noch Zukunft hat?
Ach, ich denke schon, auch wenn Streaming Portale natürlich eine große Konkurrenz sind und den Vorteil bieten
zu jeder Zeit abrufbar gezielter Filme und Serien schauen zu können. Ich zumindest mag Beides, irgendwie mag ich auch diese festen Zeiten im TV und den berühmten 20.15 Uhr Prime Time Film.

Ist Social Media für dich eher Fluch oder Segen?
Kommt drauf an, was man draus macht. Beruflich finde ich es eine tolle Option um Werbung für sich und seine Projekte machen zu können, zu netzwerken, etwas über Projekte oder Workshops zu erfahren etc. Zuviel Social Media tut mir allerdings auch nicht gut, irgendwann muss ich auch mal abschalten und nicht ganz so über informiert sein.

Auf was bist du besonders stolz?
Dass ich trotz aller Zweifel und Hindernisse an einer tollen Schauspielschule wie der „Ernst Busch“ angenommen wurde,
bei der ich sehr viel gelernt habe.
Dass ich einfach mal gemacht habe, wie zum Beispiel anzufangen selbst Lieder zu schreiben, anstatt mir zum hundertsten Mal vorzubeten, dass ich das bestimmt nicht kann.
Dass ich relativ spontan und reichlich naiv vor vielen Jahren nach London geflogen bin, um für einen Plattenvertrag vorzusingen. Mann, da war ich aber auch verrückt!
Dass ich in New York Straßenmusik im Washington Square Park und Straßen in der Nähe und Open Stages gemacht habe und dass ich dort so tolle Menschen und Musiker kennengelernt habe.
Dass ich 2018 mit Stand Up Comedy angefangen habe, obwohl ich eine Riesenangst davor hatte.
Also im Grunde, etwas ausprobiert zu haben, weil ich nicht irgendwann bereuen will, es nicht probiert zu haben.
Und ich bin glücklich, dass ich auf all diesen Wegen so tollen Menschen begegnet bin, von denen viele sehr wichtige Freunde für mich geworden sind.

Gibt es etwas was du dir in letzter Zeit gegönnt hast?
Eine ayurvedische Kräuterstempelmassage. Himmlisch!

Für was gibst du gerne Geld aus?
Für gutes Essen, Kosmetik, Blumen, den millionsten Tee.

Dein kleiner Beitrag zum Klimaschutz bzw. verzichtest du der Umwelt zuliebe auf etwas?
Es sind wirklich nur kleine Beiträge, da ist noch Luft nach oben. Ich esse seit Jahrzehnten kein Fleisch mehr, esse vor allem vegetarisch und probiere mich seit Kurzem als Veganerin. Ansonsten habe ich Ökostrom und fahre viel Bahn.

Mit welchen drei Worten würden dich deine Freunde beschreiben?
Humorvoll, impulsiv, manchmal grüblerisch

Gibt es etwas was du gar nicht kannst, aber gerne können würdest?
Wenn ich noch weitere Leben zur Verfügung hätte, würde ich gern fließend Japanisch und Chinesisch sprechen können.
Außerdem finde ich es bewundernswert ein Instrument spielen zu können, ich würde sehr gern Klavier spielen können.

Was schiebst du immer wieder gerne auf?
Entscheidungen. Ha! Da haben wir`s wieder.

Welche Pläne hast du für die Zukunft?
Zu viele auf einmal, wie immer. 😉 Mehr Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie verbringen.
Die deutsche Bridget Jones in einer Serie oder im Film spielen. Ein zweites Album. Weitere Soloprogramme.
Mal wieder in einem Musical oder einer musikalischen Theaterproduktion spielen.
Mehr reisen! Mehr entspannen und loslassen.

Welche Frage wird dir selten oder nie gestellt, die du aber gerne mal beantworten möchtest?
Hui, da fällt mir grad nix Schlaues zu ein. Aber ich kann Euch sagen, mein absolutes Lieblingsessen sind die selbst gemachten Schupfnudeln meiner Oma.

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