Kaffeehausgespräche – Nandi van Beurden

Für alle die dich noch nicht kennen, stell dich doch bitte mal kurz vor.
Ich bin Nandi van Beurden, 28 Jahre alt und Niederländerin. Letztes Jahr habe ich abwechselnd die Rolle von Amélie, Gina und Amandine in ‚Die Fabelhafte Welt der Amélie-Das Musical‘ im Werk7-Theater in München gespielt.

Frühaufsteher oder Morgenmuffel?
Frühaufsteher (also, für Darsteller heißt ‘früh’ nicht 7 Uhr morgens ;))

Kaffee oder Tee?
Tee

Wie sieht die erste Stunde deines Tages aus?
Aufstehen, frühstücken, duschen, anziehen, Nachrichten auf meinem Handy checken und dann so schnell wie möglich raus gehen. Zum Beispiel in ein gemütliches Café, um dort zu lesen.

Du hast ja schon in vielen Stücken mitgespielt, von „Beauty and the Beast“ über „Mary Poppins“ bis zu „Die fabelhaften Welt der Amélie“ in München. Was machte für dich persönlich den Reiz dieser Musicals aus?

Für mich sind diese Stücke sehr interessant, weil ich da alles zeigen darf: Wer ich als Darstellerin bin, wer ich als Mensch bin. Außerdem haben die Geschichten alle eine wunderbare Moral. Ein Stück braucht für mich diese drei Sachen, um es für mich interessant zu machen.

Der Zuschauer hatte ja im Münchner WERK7 Theater die Möglichkeit direkt auf der Bühne zu sitzen, war das für euch Akteure eine besondere Herausforderung?
Man konnte viel näher bei sich selbst bleiben; fast so wie beim Film. Alles was wir machen, wird gesehen. Das heißt auch, dass man schnell zu viel macht. Da die richtige Dosierung zu finden, war für mich eine Herausforderung, aber ich habe viel daraus gelernt, was ich auch wieder auf einer anderen Bühne benutzen kann.

Deine Lieblingsszene / Lieblingssong bei dem Stück?
Schwierig zu sagen, aber ich glaube, dass ich immer am meisten berührt war, wenn Dufayel (gespielt bei dem wunderbaren Rob Pelzer) sagte, dass er ein Bild gemalt hat, aber diesmal nicht eine Kopie von jemand anderem, sondern sein eigenes. ‚Nonne in Not‘ fand ich am tollsten zu singen. Ich mag diese absurde Comedy. Und du musst in dem Song schnell von einem Gedanken zum anderen switchen. Das ist als Darsteller keine leichte Aufgabe, aber wenn man’s hinkriegt, ist es einer der tollsten Sachen, die man spielen kann.

Meinst du „Die fabelhafte Welt der Amélie“ hätte die Chance auf einen Umzug in ein anderes Theater gehabt?
Dieses Stück ist wirklich für das Werk7 inszeniert. Es ist verbunden mit dieser Bühne und vor allem dieser Pop-Up – Atmosphäre. Natürlich kann man diese Geschichte auch in anderen Theatern bringen, aber dann muss es jedes mal komplett neu inszeniert werden. Ich glaube nur, dass ein Theater mit 1800 Sitzplätzen nicht dafür geeignet ist. Es ist eine Geschichte, die besonderes gut  in einem kleinen Theater funktioniert, wo es intim ist und die Musik die Zuschauer nicht einfach nur wegbläst, sondern sie näher ran bringt.

Am Broadway werden Stücke die vom Publikum weniger nachgefragt werden, schnell wieder abgesetzt, auch wenn sie nur kurze Zeit laufen. Wäre das für dich auch die bessere Option? Einen Schlussstrich ziehen um nicht längere Zeit vor halb leeren Rängen zu spielen oder lieber die geplante Spielzeit von z.B 6 Monaten durchzuziehen?
Das wäre komplett davon abhängig, wie viele Leute man im Publikum braucht um die Geschichte und die Atmosphäre rüber bringen zu können. Eine Show wie Amélie, braucht diese Intimität und kann deswegen, obwohl vielleicht weniger Tickets verkauft sind, super funktionieren. Aber z.B. eine Show wie Tanz der Vampire oder Mamma Mia braucht eine große Bühne und ein großes Publikum, das diese Energie und diese Größe aufnehmen kann.

„Fack ju Göhte – Das Musical“ wurde 2018 als Bestes Musical prämiert, es ist aber anschließend nicht auf Tour gegangen. Kannst du dir das erklären?
Ich arbeite ja nicht für diese Abteilung, aber es könnte sein, dass schon andere Tours geplant waren, oder, dass kein Platz in der Planung von anderen Theatern war. Shows werden manchmal viele Jahren im voraus geplant. Zusätzlich war Fack ju Göhte ja auch, genau wie Amélie, sehr an das Werk7-Theater gebunden. Es ist dann manchmal einfach eine künstlerische Entscheidung, dass eine Show nicht für andere Theater in Frage kommt und auf Tour geht.

Ist Deutschland oder der deutschsprachige Musical-Fan deiner Meinung nach bereit für neue Musicals wie „dear evan hansen“ oder wollen die Besucher hier lieber 10+x mal „Tanz der Vampire“ oder „Mamma Mia“ sehen?
Ich finde es muss immer eine Mischung von alt und neu sein. Ein Klassiker wie Tanz der Vampire kann man z.B. alle fünf Jahre spielen, aber da sollte man, meiner Meinung nach, auch was neues gegenüber stellen. Z.B. Come From Away oder neue eigene Produktionen. Es gibt so viele Musiker, Regisseure, Schriftsteller und Darsteller mit besonders guten Ideen. Es braucht nur einen Produzenten, der sich traut, etwas neues zu erzählen, mit genau soviel finanzieller Unterstützung, wie bei den bekannte Hits.

Welche Pläne hast du für die Zukunft?
Ich werde nächtes Jahr anfangen für Hello Dolly zu proben. Das wird eine Tourproduktion durch die Niederlande und ich freue mich riesig darauf, die Rolle von Irene spielen zu dürfen. Und was danach kommt, weiß ich noch nicht. Man kann in diesem Beruf nur voraus träumen …

Welche Musik hörst du privat?
Ich höre sehr gerne Jazz oder sehr laut französische Chansons. Zum Beispiel beim Kochen oder Aufräumen. Dann hört es sich an, als ob ich in einer Ferienwohnung in Frankreich kochen oder staubsaugen würde, anstatt einfach nur zuhause.

Wie bist du zum Musical gekommen?
Meine Mutter war, als ich noch ein Baby war, auf der Bühne und ich stand in den Kulissen. Ich habe diese Musik schon von Anfang an gehört und mich immer fürs Schauspielen und Singen interessiert. Ich habe ziemlich spät entschieden, dass ich das beruflich machen möchte (17 Jahre alt war ich da). Dann habe ich mich beim Konservatorium beworben und seit dem bin ich auf der Bühne.

Welchen Beruf haben sich deine Eltern für dich vorgestellt?
Diesen eigentlich! Sie haben mich immer dabei unterstützt, aber nie mit Druck. Alles war für meine Eltern okay. Hauptsache, man ist glücklich mit dem, was man macht.

Gibt es eine Rolle die du noch nicht gespielt hast und unbedingt mal übernehmen möchtest?
Die Rolle von Lucille in Parade. Diese Frau hat wunderschöne Lieder zu singen, und die Rolle ist sehr kräftig, tiefgründig und liebevoll. Es gibt so viele Rollen, die ich gerne spielen möchte, aber viele davon sind noch nicht geschrieben. Es gibt so tolle Frauen in der Geschichte, aus denen man bestimmt coole Stück machen kann.

Was vermisst du aus deiner Heimat den Niederlanden kulinarisch?
Die Niederlande sind nicht bekannt für eine gute Küche wie die Italiener, oder Franzosen, aber kleine Sachen wie Poffertjes, Pepernoten oder Speculaas sind typisch Niederländisch und sollte man unbedingt probieren, wenn man mal in den Niederlanden ist.Wenn ich in Deutschland arbeite, bringt meine Familie das auch immer von zuhause mit!

Ist Social Media für dich eher Fluch oder Segen?
Beides… Ich finde es cool, dass ich zeigen kann, was ich mache und auch zu sehen, was anderen so tun. Aber leider sind Leute auch manchmal sehr unfreundlich und fake. Man sieht nur die beste Version von jemanden und seinem/ihrem Leben. Es kann eifersüchtig machen, deswegen muss man immer darauf achten, sich nicht daran messen zu wollen.

Auf was bist du besonders stolz?
Ich habe 2012 während meines Studiums am Konservatorium Leukämie gehabt. Das war ein besonderes schwieriges Jahr, mit einem Kampf, den man niemandem wünscht, aber ich bin stolz darauf, dass ich den Kampf gewonnen habe. Ich bin stolz darauf, dass ich das erreicht habe und ich meine Ziele im Leben jetzt klarer sehe als zuvor. Direkt nach der Behandlung hab ich wieder mit meinem Studium angefangen und arbeite seitdem auf der Bühne. Es war nicht der einfachste Weg, aber einer, worauf ich besonders stolz bin.

Gibt es etwas, was du dir in letzter Zeit gegönnt hast?
Ab und zu mal Zeit, mich weiter zu bilden, und Zeit für meine Familie und Freunde. Das Leben auf der Bühne, mit 8 Shows pro Woche, hat auch seinen Preis.

Wenn du eine Stunde Freizeit hast, wie verbringst du sie?
Meine Freunden sagen immer dass ich keine Freizeit habe. Die würde es bestimmt geben, aber ich mache immer noch viele verschiedene andere Sachen. Ich übersetze nebenbei für Synchrondrehbücher und gebe viel Unterricht. Aber wenn ich mal richtig frei habe, setze ich mich hin mit einem Tee und einem guten Buch.

Was schiebst du immer wieder gerne auf?
Steuer… Es ist eine komplizierte Sache wenn man in verschiedenen Länder arbeitet, aber leider gehört es dazu.

Gibt es etwas was du gar nicht kannst, aber gerne können würdest?
Cello spielen! Ich liebe dieses Instrument und bin immer eifersüchtig auf Leute, die das super spielen können.

Welche Frage wird dir selten oder nie gestellt, die du aber gerne mal beantworten möchtest?
Haha es gibt viele Frage, die mir noch nie gestellt wurden… ‚Willst du mich heiraten?’ ‚Möchtest du diese Rolle spielen im Film?‘ ‚Sollen wir jetzt nach Paris fahren?‘ – Ja, Ja und Ja! Aber sonst lass ich mich gerne von Fragen überraschen. Eine Frage, erzählt genauso viel über denjenigen, der fragt,  wie meine Antwort über mich.

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