Veranstaltungs-Tipps

SCHOLL – Die Knospe der Weißen Rose

Geschichtsunterricht neu interpretiert

Stadttheater Fürth – 14.04.2023 – Uraufführung von SCHOLL – Die Knospe der Weißen Rose

Ja, wir haben uns im Vorfeld auch Gedanken gemacht, ein Musical über die Geschwister Scholl und die Anfänge der Widerstandsbewegung, kann das gut gehen? Ein Stück deutscher Zeitgeschichte, bei dem jeder das Ende kennt, kann man das überhaupt musikalisch auf eine Bühne bringen?

Thomas Borchert zur Entstehungsgeschichte: Nachdem Titus und ich bei der Benefiz-Veranstaltung „24-Stunden-Musicals” innerhalb einer Nacht ein 20-Minuten-Musical geschrieben hatten, wurde uns klar, dass wir sehr gut als Kreativ-Team funktionieren. Und so kam schon 2014 die Idee auf, irgendwann auch mal ein „abendfüllendes” Musical zu entwickeln. Ende 2019 kamen wir dann endlich in Berlin zusammen, um über mögliche Stoffe zu reden, und landeten bei den Geschwistern Scholl und der Weißen Rose. Titus hatte die Idee dazu schon länger „in der Schublade”, war aber unsicher, ob man es wagen dürfe, daraus ausgerechnet ein Musical zu machen. Als er mir davon erzählte, war ich allerdings sofort begeistert und bestärkte ihn darin es anzugehen.

Es war schnell klar, dass wir nicht das erzählen wollten, was schon x-Mal verfilmt und auf die Bühne gebracht wurde, nämlich den Ablauf der letzten Monate, bzw. Wochen im Leben der Widerstandskämpferinnen und -kämpfer und deren Hinrichtung. Wir fanden es viel interessanter und spannender, die Menschen dahinter und ihren persönlichen Weg dorthin zu beleuchten, also eben die „Knospe” der Weißen Rose.

Thomas Borchert und Titus Hoffmann haben das Leben der Geschwister Scholl mit Musik untermalt, ohne es zu kitschig wirken zu lassen. Extra komponierte Songs werden hier auf die Bühne gebracht, die von der hochklassigen Cast perfekt umgesetzt werden. Alexander Auler, Judith Caspari, Lina Gerlitz, Fin Holzwart, Dennis Hupka, Sandra Leitner, Karolin Konert gemeinsam auf einer Bühne zu sehen uns hören, das ist wirklich einzigartig!

Foto:Thomas Langer.


Das Bühnenbild, die Geschichte spielt ja auf einer Skihütte, ist wirklich sehr gut gelungen und gibt der Cast Raum sich zu verwirklichen. Im ersten Akt mutet es phasenweise eher als unbeschwertes Leben junger Leute im Skilager an, dieser Eindruck ändert sich jedoch schnell und die Flugblattaktion keimt auf. Manchmal muss man einfach etwas tun, auch wenn es das eigene Leben kostet. 

Über der Bühne schweben vier Holzbalken, die, wie soll es in dieser Geschichte anderes sein, ein Hakenkreuz darstellen, es aber nur andeuten. 

Es sind gut 2 Stunden Geschichtsunterricht, die nicht aufdringlich mit dem Zeigefinger drohen, aber dennoch sehr nachdenklich machen. 


Die Geschichte

Tirol, 1941/42: Die Geschwister Hans, Sophie und Inge Scholl verbringen zusammen mit ihren Freund*innen Traute, Ulla und Freddy den Jahreswechsel in der einsam gelegenen Coburger Hütte in den Tiroler Bergen. Ihre politischen und weltanschaulichen Sichtweisen sind sehr unterschiedlich, aber sie eint das Bedürfnis nach einer Auszeit von Reichsarbeitsdienst und Fronteinsatz im nationalsozialistischen Kriegsdeutschland. Sie vertreiben sich die Zeit mit Skifahren und lesen gemeinsam verbotene Werke der Weltliteratur. Im letzten Moment zu Hause geblieben ist Hans‘ Vertrauter Shurik. Was Hans nicht daran hindert, in seinen Gedanken und in Erinnerung in ständigem Zwiegespräch mit ihm zu stehen. Denn die Notwendigkeit politisch und privat zu seinen Überzeugungen zu stehen, beschäftigt Hans sehr.

Die Handlung basiert auf wahren Begebenheiten und ergründet die Ursprünge, die später zur Gründung der berühmten Widerstandsbewegung >Die Weiße Rose< führen sollten.

Fotos: Thomas Langer.

Das Musical von Titus Hoffmann & Thomas Borchert entwirft ein neues, anderes Bild vom Widerstand der Weißen Rose – und bleibt doch ganz dicht an der historischen Wahrheit, sagt Dr. Robert M. Zoske. Der evangelische Theologe und Historiker forscht seit Jahren zur Widerstandsgruppe >Die Weiße Rose<.

Foto: Thomas Langer.

Die Musik schafft eine mitreißende moderne, eigene Klangwelt aus Pop, Rock, Jazz, aber auch klassischen Stilelementen, in der auch Ohrwürmer nicht fehlen. Die Liedtexte werden ergänzt durch überlieferte hochpoetische Gedichte aus der Feder des historischen Hans Scholl. Titus Hoffmann inszeniert, Melissa King choreografiert und Stephan Prattes kreiert das Bühnenbild.

Schlussapplaus


Premierenfeier

SCHOLL – Die Knospe der Weißen Rose - DerKultur.blog
Weitere Vorstellungen
von SCHOLL – Die Knospe der Weißen Rose:

Sa, 15. und So, 16. Apr 2023, 19:30 Uhr
Di, 18. bis Sa, 22. Apr 2023, 19.30 Uhr
So, 23. Apr 2023, 15:00 Uhr

Tickets gibt es hier Stadttheater Fürth

Musical SCHOLL – Die Knospe der Weißen Rose von Titus Hoffmann und Thomas Borchert
Basierend auf wahren Begebenheiten und inspiriert durch Poesie und Aufzeichnungen der historischen Personen

Produktion SCHOLL – Die Knospe der Weißen Rose: Stadttheater Fürth
Musik: Thomas Borchert | Buch und Liedtexte: Titus Hoffmann
Musikalische Arrangements: Thomas Borchert und Robert Paul
Musikalische Leitung: Robert Paul | Inszenierung: Titus Hoffmann
Choreografie: Andrea Danae Kingston | Bühne: Stephan Prattes | Kostüme: Conny Lüders Videografik: Sönke Feick | Ton: Daniel Selinger
mit Alexander Auler, Judith Caspari, Lina Gerlitz, Fin Holzwart, Dennis Hupka, Sandra Leitner, Karolin Konert

1 reply »

  1. Pingback: Scholl Musical

Kommentar verfassen