Ein Gespräch mit Carmen Bayer – Geschäftsführerin Deutsches Theater München

Seit fast einem Jahr ist nun schon kein normaler Theaterbetrieb mehr bei euch im Deutschen Theater München. Wir waren zuletzt im Sommer 2020 bei den Open-Air-Vorführung im Innenhof dabei. Eine sehr lange Zeit ohne Live-Auftritte mit Publikum vor Ort. Was hattet ihr anfangs gedacht wie lange die Schließung dauern wird?
Wir haben gehofft, dass wir im Herbst letzten Jahres mit einer eingeschränkten Besucherkapazität spielen zu können. Bei einem 1500er Haus mit 400 Besucherinnen und Besuchern sowie regelmäßigen Testungen der Mitwirkenden spielen zu können hielten wir im Frühjahr 2020 für realistisch. Leider wurden wir dann aber eines Besseren belehrt.
Für die geplante Wiederaufnahme des Spielbetriebs ab September 2020 habt ihr ein ausgeklügeltes Hygiene-Konzept für eine stark verringerte Kapazität von 425 Plätzen erarbeitet. Separate Ein- und Ausgänge zum Gebäude, sowie zu den unterschiedlichen Bereichen wie Parkett, Balkon und Rang. Wie frustriert seid ihr gewesen, als ihr erfahren habt, dass trotzdem kein Theaterbetrieb mit Publikum möglich ist?
Wir waren da ehrlich gesagt fassungslos. Auch weil Oper und Gasteig ja die Genehmigungen hatten vor 500 Gästen zu spielen.
Es fallen ja trotz Schließung laufende Kosten an.
Das ist richtig. Die Miete läuft weiter und auch Stromkosten von Anlagen, die man nicht einfach abschalten kann, fallen an.
Wie geht es eurem Team, sind alle geblieben und aktuell in Kurzarbeit?
90 % der Belegschaft sind in Kurzarbeit. Lediglich Betriebsbüro, Buchhaltung und Marketing sind stundenweise beschäftigt. Und unsere Technik und unser Vorderhaus, wenn das Haus mal vermietet ist, wie zuletzt für Dreharbeiten für eine Impfkampagne mit Uschi Glas.
Wie motiviert ihr euch und eure Mitarbeiter?
Mit der Hoffnung, dass es irgendwann dieses Jahr wieder los gehen wird und wir durch die vielen positiven Nachrichten die wir in den letzten Monaten erhalten haben, wissen, dass unsere Besucherinnen und Besucher ebenso sehnsüchtig darauf warten, wieder zu uns zu kommen und tolle Shows zu erleben.
Einige Theaterhäuser, wie z.B. das Gärtnerplatztheater in München, setzen auf Onlinestreams. Ist das für euch auch ein Thema?
Da wir ja kein eigenes Ensemble haben, sondern ein Gastspieltheater sind ist das mit Livestreams bei uns eher schwierig. Aber wir hatten Konzerte von Quadro Nuevo und dem Orchester Hugo Strasser, die gestreamt wurden.
Die Planungen für 2021 müssen ja trotzdem weiterlaufen, aber auch die Besucher sind verunsichert, ob die Shows 2021 stattfinden können, oder doch erst 2022 oder ob sie ganz abgesagt werden. Lässt es sich da noch vernünftig planen? Was wünscht ihr euch von den Ticketkäufern?
Die Abschluss-Aufführung der Musical-Masterclass der Theaterakademie im März wird in jedem Fall stattfinden, notfalls auch ohne Publikum. Ob man vernünftig planen kann? Da lautet die Antwort natürlich eindeutig nein. Und von unseren Ticketkäufern können wir uns ehrlich gesagt nicht mehr wünschen, als die Geduld, die sie uns eh schon entgegenbringen
Die Aktion „Sommer in der Stadt mit Kabarett & Musik im Hof“ war 2020 ein großer Erfolg. Ist sowas für den Sommer 2021 wieder geplant?
Das überlegen wir gerade, wollen aber mit einer finalen Entscheidung noch warten, bis wir hoffentlich bald etwas mehr Planungssicherheit haben.
Fotos:
(c)muenchen.de_MarcRead
Pressestelle Deutsches Theater München
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